Freitag, 12. Oktober 2012

Klartext zum Brandschutzbericht bei S21

Heute habe ich folgenden Link zum Brandschutzbericht von S21 bekommen.
Hier einige Anmerkungen:
  1. Es muss vor einem jedem Bau eines Gebäudes ein Brandschutzkonzept erstellt werden. Diese Konzept muss dann von einer unabhängigen Person, nicht der Ersteller des Konzepts, geprüft werden. Genau diese Prüfung hat die Firma Gruner nun vorgenommen.
  2. Bei Feuer ist selten das „Feuer“ Totesursache Nummer eins. Sondern meistens der Rauch und bei großen Menschenmengen die Panik. Daher muss beim Planen für den Fall des Feuers darauf geachtet werden das die Leute das Gebäude ohne Sicht- und Atembehinderung verlassen können. So vermeidet man Angst welche in Panik endet.
  3. Um Gedränge und dadurch entstehende Panik zu vermeiden müssen die Fluchtwege für die entsprechenden Menschenmassen ausgelegt sein. Nur wer das Gefühl hat zügig weg von der Gefahr zu kommen kann überhaupt ruhig bleiben.
  4. Wichtig ist auch zu erkennen ob ein Brand vorliegt. Bei dem geprüften Bandschutzkonzept ist es offenbar sogar Elementar nicht nur „irgendwo“ einen Band zu detektieren sondern genau zu wissen wo es brennt. Vermutlich gibt es nur eine Zentrale Rauchabsaugung und es müssen entsprechende Abzugsschächte je nach Bedarf geöffnet bzw. geschlossen werden.
Die Gutachter stellen zu erst einmal fest das die Zeit welche eine Person für die Selbstrettung braucht, verlassen des Zuges und des Brandbereichs aus eigener Kraft, im ungünstigen Fall, welcher beim Bandschutz das Maß aller Dinge ist, 23 Minuten beträgt. Also er brennt man fährt noch mit dem Zug in den Bahnhof ein und muss dann aus eigener Kraft fliehen. Hier wurde angeregt doch einen deutlich niedere Zeit als Zielmarke zu definieren da es sich ja um einen „Neubau“ handelt und damit auch der Bandschutz auf aktuellen Stand sein sollte.
Bezeichnenderweise ist nach 24 Minuten der Bahnhof komplett verraucht. Es ist einfach technisch unwahrscheinlich schwierig allen Rauch aus einem geschlossenen Gebäude zu bekommen daher soll der Rauchabzug nur die Selbstrettung ermöglichen. Die Feuerwehr kommt mit Atemgerät zum Einsatz, daher braucht sie nur Orientierung im verrauchten Gebäude. Die Feuerwehr, Fremdrettung, wurde aber gleich gar nicht oder nur sehr unzureichend im Brandschutzkonzept berücksichtigt.
Ob es wirklich Möglich ist den Bahnhof für 24 Minuten Rauchfrei zu halten, wobei Rauchfrei hier von beiden Parteien unterschiedlich beurteilt wird, ist fraglich. Denn im Brandschutzkonzept wird von einer Anlaufzeit bis zur vollen Leistung der Absaugung von 3 Minuten ausgegangen. Die Hersteller Firma spricht hier von 4 Minuten und das auch nur unter Optimalen Bedingungen. Es scheint als ob keine Reserve eingeplant sind. Eine Minute mag keine lange Zeit sein. Ich empfehle jedem einmal nach Zimmerbrand oder Rauchentwicklung bei youtube zu suchen und einfach mal zu schauen was so eine Minute bei einem Feuer ausmacht. 
Zum Thema Panik an den Engstellen ist in der Simulation ein Maximum vom 4 Personen pro Quadratmeter aufgetreten, dies ist gleichzeitig das Maximum was die Simulation hergibt somit Vollausschlag. Es wurde weiter darauf hingewiesen das ab einem Wert von 5-6 Personen pro Quadratmeter zu Verletzungen wie bei der Loveparade 2010 kommen könnte.
Bemerkenswert finde ich die Tatsache das im Bahnhof Stuttgart 21 mit Flammenmeldern ein Brand detektiert werden soll. Flammenmelder melden wie der Name schon sagt eine Flamme, also die offene Kerze. Schwellbrände, also Brand ohne offen sichtbare Flamme bzw. ein brennender Mülleimer, sind so aber nicht zu detektieren. Bedeutet also, das Bandschutzkonzept besagt:
„Wir warten bis eine Flamme richtig lodert und hoffen das die Flammenmelder durch den ganzen Rauch auch noch eine Flamme erkennen können.“
Ein weiter größer Nachteil an dieser Art von Meldern ist das sie ziemlich empfindlich auf Störquellen reagieren, wobei Störquellen hier auch eine ungünstige Sonneneinstallung, oder ein Blitzlichtgewitter sein können.
Somit bekommen wir aktuell einen Bahnhof in dem man, wenn es im Berufsverkehr brennt, die Wahl hat zwischen Rauchvergiftung, Erdrücken oder Verbrennen. Im normalen Alltag aber keine Kamera mit Blitz benutzen darf, was das Abschiedsfoto der Verwandten extrem schwierig macht.
Berlin und sein Flughafen Neubau haben gezeigt was ein fehlerhaftes Brandschutzkonzept bewirkt. Warten wir also ab bis sich die Schwaben genauso blamieren.

Kleines Update:
Mir ist da noch ein Detail aufgefallen, und zwar zur  Bewertung des Rauchfreiheit. Das Brandschutzkonzept der Bahn ist hier um 30% höher als das des zweiten Sachverständigen. Als Beispiel es wäre so als ob einer sagt die können hier 130 km/h fahren und ein anderer sie auf maximal 100 zuläßt. Das man über diesen Wert "diskutieren" muss ist klar.

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